Die Wieskirche in der Gemeinde Steingaden ist in jedem Fall eine Reise wert. Die Kirche, die mit vollständigem Namen "Wallfahrtskirche zum Gegeißelten Heiland" heißt, ist eine einmalige architektonische, bau- und kunsthandwerkliche Meisterleistung. Die Wieskirche ist 1983 nicht grundlos von der UNESCO zum Weltkulturerbe ausgesprochen wurden. Damit gehört sie in Deutschland zu dem kleinen Kreis der 13 Kirchen unter dieser Auszeichnung.
Doch wie kam es dazu, daß eine solche prachtvolle Kirche in einer solchen ländlichen Gegend entstehen konnte? Bereits im 12. Jahrhundert wurde ein Prämonstratenserkloster bei Steingaden gegründet, das die Kultivierung der Gegend vorantrieb. Für das Jahr 1730 veranlasste der neue Abt Hyazinth Gassner eine Karfreitagsprozession in der Gemeinde Steingaden, für die allerdings auch eine Figur als Abbild des gegeißelten Heilands benötigt wurde. Aus diversen, teilweise nicht zusammenpassenden, Einzelteilen wurde eine solche Figur zusammengestellt und optisch mit Ölfarbe angepasst. Diese Figur wurde allerdings nur wenige Jahre genutzt und gelangte 1738 an die Wißbäuerin Maria Lori. Inzwischen hatte der optische Zustand des Abbildes zusätzlich gelitten.
Nur kurze Zeit nachdem die Jesusfigur zur Wiß gelangte, fiel Maria Lori während eines Gebetes auf, daß Wassertropfen in den Augen der Figur standen. Rasch breitete sich diese Nachricht aus und die ersten Wallfahrer machten sich auf den Weg zur Wiß und verehrten das Abbild. Im Laufe der Zeit tauchten immer mehr Nachrichten über erhörte Gebete und erlangte Hilfe auf, was die Zahl der Wallfahrten weiter ansteigen ließ. Die kleine Kapelle, die zunächst errichtet wurde, war dem Ansturm der Gläubigen nicht mehr gewachsen und so wurde eine neue bauliche Lösung erforderlich.
1745 - 1754 dauerten die Bauarbeiten der neuen Wieskirche an. In dieser Zeit entstand ein einmaliges Kulturgut, bei dem sich alle beteiligten Arbeiter übertrafen. Allerdings sorgten die deutlich größer ausfallenden Baukosten auch dafür, daß sich das Kloster in Steingaden in finanzielle Not begab und bis zur Aufhebung des Klosters, in Folge der Säkularisierung 1803, mit diesen Problemen zu kämpfen hatte.
Nach der Säkularisierung drohte sogar vorübergehend der Abriss der Wieskirche. Dieser konnte jedoch verhindert werden und im Laufe der Zeit fanden immer wieder Renovierungsarbeiten statt. Die größte davon war die grundlegende Renovierung 1985-1991, in der die Wieskirche in den Originalzustand des 18. Jahrhundert versetzt wurde.
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