Die wilde Gebirgslandschaft im bayrischen Alpenland spiegelte die sagenumwobene, romantische und märchenhafte Mittelalterstimmung, in die König Ludwig II. gern flüchtete, perfekt dar. So kam es, daß der König hier nicht nur sein weltberühmtes Märchenschloss Neuschwanstein errichten ließ, sondern auch Schloss Linderhof bei Ettal in Auftrag gab. Die wunderbare Region inspirierte ihn sogar zu Planungen für ein weiteres Schloss im Graswangtal, das als Denkmal an den Sonnenkönig Ludwig XIV. im Vorbild von Schloss Versailles entstehen sollte. Die immer größer angewachsenen Baupläne zwangen ihn allerdings zu einer Verlagerung des geplanten Bauplatzes auf die Chiemseeinsel Herrenchiemsee. Auch der hier geplante große byzantinische Palast sollte niemals umgesetzt werden.
So sollte Schloss Linderhof mit seiner traumhaften Parkanlage und dem maurischen Kiosk das einzige Schloss in dem einsamen und naturbelassenen Tal bleiben. Wie ein Märchenschloss fügt sich hier nun das verspielte Schloss in die Natur nahe der Planseestraße. Bereits parallel zur Planung und Grundsteinlegung von Schloss Neuschwanstein ließ König Ludwig II. das Jagdhaus seines Vaters, das auf dem Grund des heutigen Schlosses stand, zu einem kleinen Königshäuschen ausbauen. Doch dies wurde den Phantasien des Königs noch lange nicht gerecht und so wurde das Gebäude nach weiteren Entwürfen ausgebaut, das ursprüngliche Königshäuschen um 200 Meter versetzt und eine Parkanlage angelegt.
Schloss Linderhof, das als einziges der drei Königsschlösser noch zu Ludwigs Lebzeiten fertiggestellt wurde, war zwar im Vergleich zu seinen anderen beiden Schlössern deutlich kleiner, aber es hatte dafür einige moderne technische Raffinessen aufzuweisen. So verfügte das Speisezimmer von Schloss Linderhof, ebenso wie im Schloss Herrenchiemsee, über ein "Tischlein-Deck-Dich", das von der Küche unterhalb des Speisezimmers frisch gedeckt per Handaufzug nach oben gefahren werden konnte. Zudem ließ der König unweit des Schlossgebäudes eine künstliche Grotte erschaffen, die als Kulisse der Grotte im Venusberg diente. Dieser der Sinnlichkeit und Sünde geweihte Ort ist die erste Szene aus Richard Wagners Tannhäuser.
Neben dem immensen Aufwand zur Errichtung der Grotte, sorgten viele Details für reichlich Kopfzerbrechen bei den Verantwortlichen. So wurde lange nach einem passenden Blauton für die Felswände gesucht, die das Blau der "Blauen Grotte" bei Capri nachempfinden sollten. Revolutionär war zusätzlich die Beleuchtung der Grotte durch 24 neuartige Kohlebogen, die durch eine eigene Stromversorgung per Dynamo bedient wurden. Eine Wellenmaschine, ein künstlicher Wasserfall, ein versilbertes Boot, ein Muschelthron und eine aufwendige Beheizung der Grotte waren nur weitere Details, die diesen Ort einmalig machten.
Schloss Linderhof kann ganzjährig im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Bis zum Jahr 2023 werden allerdings noch Restaurierungsarbeiten an der Grotte durchgeführt.
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